In München steht a oids Rathaus – Oans, Zwoa, Aufgspuit!

Dillitzer Live Alten Rathaus München

Dillitzer spielte Live im ehrwürdigen, optisch überwältigenden Saal des Alten Rathauses in München für die Schreinerinnung München. Dort werden jedes Jahr in halligem Ambiente junge Gesellinen und Gesellen vom Obermeister freigesprochen. 2012 durften die Vulgarischen Fünflinge das Rahmenprogramm etwas auflockern.

Nicht ohne Prahlerei sei gleich an dieser Stelle mit stolzer Brust behauptet, dass wir uns äußerst respektabel aus der Affäre gezogen haben. Dies verdanken wir nicht zuletzt unserem Cousin Milkislav Dillitzer (ja, er trägt diesen großen Namen völlig zu Recht). Todesmutig sprang er uns am Bass zur Seite, nachdem Bruder King wegen eines Brandes in seiner Breslauer Stützstrumpffabrik kurzfristig absagen musste.

Milkislav, es war ein tolles Wiedersehen. Bleib, wie wir sind! Doch zurück zum Dillitzer-Auftritt im alten Rathaus: Ben Hur, Galileo Galilei, Hurricane Carter – drei Beispiele für erschreckende Justizirrtümer der Menschengeschichte. Arme Würmer, zum Tode oder zu Schlimmerem verurteilt, die auf Galeeren oder in finsteren Verließen vergebens auf ihre Freisprechung warteten.

Glücklicherweise, liebe Dillitzer-Fans, leben wir heute in einer Gesellschaft, die Fehler in der Rechtsprechung nicht nur eingesteht, sondern auch wiedergutmacht. Denn heute werden ihre Opfer im Rahmen von Großveranstaltungen rehabilitiert, man verleiht ihnen Urkunden zur Ehrenrettung, gibt ihnen ein warmes Mahl und schickt sie hinaus in die Freiheit.

Eines dieser Freisprechungs-Rituale fand im altehrwürdigen Alten Rathaus zu München statt. Gewaltig war unser Staunen, als wir den imposanten Ort betraten. 4000 Quadratmeter große Gobelins zierten die Wände und die Kronleuchter waren derart überdimensioniert, dass sie einfach nicht in den Kofferraum unseres Bandbusses passen wollten.

Und wie gut die vermeintlichen Straftäter aussahen! Sie hatten gerade einmal die Volljährigkeit erreicht, waren in Begleitung von Erziehungsberechtigten und Bewährungshelfern angerückt und konnten den Moment der Erlösung („Freisprechung“) kaum erwarten. Viele trugen die traditionellen Gewänder des bajuwarischen Volkes, vereinzelt plattelte jemand Schuh oder schnalzte Goaßl, dass es eine wahre Freude war.

Was uns noch mehr verblüffte, waren die Fähigkeiten, die sich die jungen Menschen in den Gefängniswerkstätten angeeignet hatten. Nahezu alle Anwesenden waren dazu in der Lage, Holzklötze rechtwinklig aneinander zu leimen und das Wort „Tropenholzfurnier“ fehlerfrei nachzusprechen. Zum Beweis ihrer Kunst hatten sie beeindruckende Werkstücke in den Saal gekarrt – originalgetreue Nachbildungen des klassischen „Billy“-Regals, beheizbare Vogelhäuser aus Pressspan und aufblasbare Vitrinen im Stile des Gelsenkirchener Barocks.

Die vulgarische Hymne wurde geschmettert und viele weitere Dillitzer-Hits animierten das Publikum zu fröhlichen Tänzen, die allesamt im Sitzen ausgeführt wurden. Ja, liebe Fans, wir mussten uns richtig ins Zeug legen, denn die Entertainment-Konkurrenz war an diesem Abend riesig: neben einer spektakulären PowerPoint-Präsentation in senfgelb hatten die Veranstalter einen CSU-Abgeordneten und einen fantastischen Ottfried-Fischer-Imitator organisiert, um uns zu Höchstleistungen anzustacheln. In diesem Ambiente ließ sich gar trefflich musizieren – bis auf den Sound (Danke, Limelight). Der war dann – da helfen keine Gobelins – doch äußerst hallig.

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