I’m Dreaming of a Dust Covered Vulgarian Christmas
Dillitzer Live im Rationaltheater München, Dezember 2011
Überall in der Wohnung liegen Österreicher herum. Einer im Bücherregal, einer in der Schreibtischschublade, zwei Damen im Küchenbüffet und ein männlicher Vertreter dieses in Vulgarien so beliebten Volkstammes sogar in der Kühltruhe. Er sieht recht frisch aus. Ein wunderschönes Bild, das einen zu Tränen rührt – aber: wie konnte das geschehen?
16.12.2011 zwischen irgendwann und 21 Uhr: Die vulgarischen Fünflinge wollen das Rationaltheater im Sturm erobern und haben sich zu diesem Behufe Unterstützung aus dem grenznahen Ausland gesichert: Dust Covered Carpet aus Wien.
DCC verstauen die angereisten Fans 60 Minuten lang auf ihrem Pickup, und reisen mit ihnen über den Highway 106 von Wyoming durch Colorado und von dort weiter nach Arizona bis nach München. Auch wenn es auf der Ladefläche recht eng* wird: Die Fahrt ist ein reiner Genuss. Danach betritt das erstaunliche Quintett als Vorhut die Bühne und zeigt den Anwesenden direkt, wo der Bartl den Folk holt.
Gerne würden sich die Fünflinge sofort mit den Töchtern und Söhnen Austrias ins Wodkafass stürzen, aber zuerst will der lang ersehnte Vorweihnachts-Gig absolviert werden. Also schmiert man sich wieder einmal Kamelschmalz in die Tolle, toupiert sich das Achselhaar und präsentiert sich als Vulgarische Menschenpyramide dem Publikum, dem ein gewagtes Experiment bevorsteht: Dillitzer unplugged!
Ja, die Fünflinge haben tatsächlich Nuklearverstärker und Atomgitarren zuhause gelassen und dem elektrischen Strom eine wohlverdiente Pause gegönnt. Kann so etwas gut gehen? Was passiert, wenn man Magic Dillitzer den Stecker aus der Fontanelle zieht? Schafft es Flash wirklich, einem selbst gesägten Birkenholzbrett Töne zu entlocken? Wird sich die königlich-stanislaussche Rhythmussektion gegenseitig umbringen?
Keine der finsteren Prognosen tritt ein. Ganz im Gegenteil: es kommen Geräusche aus den Instrumenten und diese Geräusche werden zu Melodien! Es ist also wirklich wahr, was in den geheimen Büchern Vulgariens geschrieben steht: Man kann ohne Strom Musik machen, ohne Strom atmen, ohne Strom verbotene Dinge tun, die erst ab 18 freigegeben sind!
Es ist ein Wunder, ein vorweihnachtliches Wunder. Und wer ist hauptverantwortlich? Der Meister der Tontechnik: Bindislav Dillitzer. Bei Gelegenheit werden wir dich für deinen Einsatz stundenlang ablecken. Was natürlich das Schönste ist — wir dürfen dieses Wunder mit dem tollsten Publikum der Welt teilen. Mit atemberaubenden Damen im heiratsfähigen Alter, gut gebauten Herren (wie den Ebersberger Kulturattachés), begnadeten Tänzern und begehrenswerten Anheizerinnen. Danke dafür, vielen Dank. An unseren Sonnenbrillen kleben jetzt noch dicke Salzränder der Rührung.
Stanislaus, Magic, King, Flash und Miss verabschieden sich für dieses Jahr, wünschen ein vorweihnachtliches Shurup, und widmen diesen Abend dem unglaublichsten Geschenk, der grandiosesten Überraschung, die uns je über den Weg gelaufen ist: Adam, du hast uns eine Riesenfreude gemacht! Stronski Adamjov skjell proda shurup, wie der Vulgare sagt, und was man mehr schlecht als recht als your work left us flabbergasted ins Englische übersetzt. Adam hat Dillitzer-Büsten mitgebracht, die künstlerisch wie handwerklich ihresgleichen suchen.
Okay, wir mussten sechs Tage lang ununterbrochen die Luft anhalten und wurden mit heißer Bronze übergossen — aber wir haben es keine Sekunde bereut.
war ein schöner abend!
–Nuklearverstärker und Atomgitarren zuhause gelassen–
ein wahnsinn
dust covered carpet